Flüchtige Territorien_Eine Übung
Eine künstlerisch-interdisziplinäre Feldforschung an den Rändern der Stadt Wien
16.10.2016 15:00 - 18:00 

ACHTUNG: geänderter Beginn (15:00 Uhr!) Treffpunkt: Rosiwalgasse 80, 1100 Wien. Erreichbarkeit: S60 ab Bahnhof Meidling bis Bahnhof Blumental, ca. 5 min Fußweg. (Achtung: am Wochenende eingeschränkter Zugverkehr; Abfahrt S60 in Meidling um 14:35). Keine Vorkenntnisse, aber gutes Schuhwerk notwendig. Die Stadterkundung findet bei jedem Wetter statt.

Debatten über Landnutzung folgen meist wirtschaftlichen Partikularinteressen aus altbewährten Wachstumslogiken heraus, die zahlreiche Widersprüche produzieren. Grammatik der Dringlichkeiten (GdD) lädt zu einer experimentellen Versuchsanordnung nach Rothneusiedl, einem politisch umkämpften Terrain im Süden Wiens.


Sabine Bitter / Helmut Weber

Rothneusiedl ist seit geraumer Zeit ein politisch umkämpftes Terrain. Der grüne Stadtteil von Favoriten steht für gegenwärtige Territorialstrategien der Wiener Stadtentwicklung, in der nicht selten Landnutzung, Suffizienz, Selbst- und Nahversorgung, Ernährungssouveränität, Landschutz und Klimaschutz als neue urbane Herausforderungen gegen leistbares Wohnen mit Naherholungswert ausgespielt werden. Zwischen dem alten Gründerzeit-Gut Haschahof, einer vom Eigentümer Wohnfond Wien 2015 aufgelösten Selbsterntegemeinschaft, die sich bis heute aktivistisch für Agenden des Gemeinwohls einsetzt, und einer als sanfte Hügellandschaft angelegten Lärmschutzwand beim neu gebauten Güterzentrum Wien Süd, liegen auseinander strebende Deklinationen des Wohnens, von Natur und des Erwerbs.

Das contested field ist symptomatischer Ausgangspunkt, um mit TeilnehmerInnen und geladenen Gästen verschiedener Disziplinen vor Ort in einer experimentellen Versuchsanordnung zu erproben, wie Wissensaustausch in einen gemeinsamen Raum für Erfahrung übergehen kann. Wie lassen sich die Schichten der sichtbaren und unsichtbaren Regime, die einen Ort mit herstellen, freilegen? Welche Raumpraxen und Handlungsweisen kann man dem Flüchtigen im Sinne von durchlässigen, verletzbaren Raumkonzepten für die Gestaltung einer »Stadt der Vielen« zusprechen? Wo lassen sich andersartige Beziehungsstrukturen finden, die im Gegensatz zu Planungs-Rhetoriken wie Resilienz, Adaption oder Smart stehen?

Flüchtige Territorien_ Eine Übung ist Teil von Grammatik der Dringlichkeiten (GdD), initiiert von Maren Richter und Klaus Schafler in Kollaboration mit Sabine Bitter und Helmut Weber. GdD versteht sich als künstlerische interdisziplinäre Recherche- und Projektplattform, die von Dringlichkeiten angetriebenen Ambivalenzen in Raumpraxen bzw. dahinter stehenden Narrativen nachgeht. Flüchtige Territorien untersucht ein Jahr lang exemplarisch gesellschaftliche Territorialverhältnisse an den Rändern der Stadt Wien. Territorium wird dabei als benennbarer Prozess definiert, während das Flüchtige als Hypothese beschrieben wird.

Unter anderem mit: Anna Detzlhofer (Landschaftsarchitektur), Michael Hofstätter (Architektur/Stadtplanung), Katrin Hornek (Kunst), Peter A. Krobath (Journalismus/Aktivismus) und Rosmarie de Wit (Stadtklimaforschung).

Sabine Bitter & Helmut Weber
sind Foto- und VideokünstlerInnen und arbeiten an Projekten, die sich mit Städten, Architektur und der Politik von Repräsentation und Raum befassen. 2004 gründeten sie das Kulturforschungskollektiv Urban Subjects, welches interdisziplinäre Kunstprojekte entwickelt, die den Akzent auf globale Stadtthemen, Stadttexturen und urbane Imaginationen setzen.

Maren Richter
ist freie Kuratorin und Kunstkritikerin. Von 2007-2009 war sie für die Kulturhauptstadt Linz09 tätig. Im Anschluss leitete sie die regionale, Festival für Gegenwartskunst, das in der Steiermark ab 2006 die Landesausstellung ersetzte. Ihre Schwerpunkte sind u.a. Gesellschaftspolitik und Kunst im öffentlichen Raum, in denen sie emanzipatorische Handlungsräume und –praxen sucht.

Klaus Schafler
hat Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, Ökonomie an der Universität Graz und Politikwissenschaften an der Facolta di Scienze-Politiche Messina studiert. Er arbeitet mit verschiedene Medien und interdisziplinären Formaten, u.a. Installationen, Performance und Video. Thematisch nimmt er auf Öffentlichkeit und Transformationsphänomene in unterschiedlichen suburbanen und geopolitischen Strukturen sowie auf das Anthropzän Bezug.


KATEGORIEN
Stadt-Praxis, Wien

TAGS
Stadtentwicklung, Recht auf Stadt, Contested Field